Framing
Unten sehen Sie zweimal dasselbe Bild, lediglich mit verschiedenen Untertiteln:
„Das will ich wissen!“
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„Wenn das mal gut geht ...“
Im ersten Fall setzt das Bild Assoziationen frei zu herausfordern, gegenhalten, sich behaupten wollen. Im zweiten Fall dagegen verweist es auf Assoziationen wie Zweifel, Bänglichkeit, Antizipation von Unheil.
Da das Bild dasselbe ist, kann der Unterschied nur durch den Text bedingt sein. Und so ist es auch: Wahrnehmung, also auch Bildbetrachtung, ist nicht bloßes Hinsehen, also kein passiver, sondern ein höchst aktiver Vorgang, geleitet vom Gehirn. Angeregt durch den unter dem jeweiligen Bild stehenden Text, aktiviert das Gehirn unterschiedliche Bedeutungsbereiche (semantische Konzepte): einmal Kraft, Zuversicht, Widerstand, also den Komplex Resilienz. Im anderen Fall Zweifel, Pessimismus, also den Komplex Ängstlichkeit.
Diese Komplexe setzt das Gehirn den Augen sozusagen als Brille auf, wodurch diese dasselbe Bild dann jeweils anders sehen und interpretieren. In der Fachsprache sagt man: Der Text aktiviert im Gehirn einen „Rahmen“ (Frame), in den das Bild sozusagen gesetzt wird und der das Verständnis von ihm prägt.